"Eigentlich wollte ich ja lernen... Stattdessen hab ich die Flurschränke entstaubt, Schokocupcakes gebacken und die neueste Folge von Game of Thrones geschaut... Jetzt kann ich das Skript genauso wenig wie vorher.
"
Kommt dir auch bekannt vor?
Solche und ähnliche Aussagen hören wir in Prüfungsphasen aus allen Ecken.
Und bevor man es sich versieht ist es nur noch eine Woche hin bis zur Klausur und alle verfallen in mittlere Panik.
Eine der häufigsten Fragen, die Alexander gestellt werden, drehen sich darum, wie man solche Szenarien vermeiden und effektiver lernen kann.
Tatsächlich wurde "Komm in deine Kraft- jetzt!" aus genau diesem Szenario geboren: Freunde fragten Alexander, wie er es schaffe in der Phase seiner Bachelorarbeit so ruhig und entspannt zu sein, Zeit für Freunde und sogar Urlaub zu haben und dennoch weit vor dem Abgabetermin fertig zu sein. Diese Strategien zur erfolgreichen und entspannten Zielerreichung hat er in seinem Buch zusammengetragen und erarbeitet sie in Gruppentrainings und Einzelcoachings mit anderen Interessierten, die auch mit Freude ihre anspruchsvollen Ziele erreichen wollen.
Einen kleinen Teil davon wollen wir heute auch mit euch teilen.
Zum Einen sind das Strategien zum erfolgreichen Lernen,
zum Anderen Strategien zur erfolgreichen Zielsetzung und Zielerreichung.
Also, was brauchen wir eigentlich um erfolgreich zu lernen?
Zuerst einmal ist es wichtig zu verstehen, wie das Gehirn Informationen aufnimmt.
Das Gehirn hat zwei Hauptfunktionen:
1. Überleben und
2. Selbstkongruenz, also die Bestätigung der eigenen Glaubenssätze.1
Es ist außerdem auf physiologischer Ebene ein teures System. Das Gehirn verbraucht 20% des Energieumsatzes des gesamten Körpers, beim Lernen sogar noch mehr. Daher ist der Körper sehr selektiv mit Informationen, die er aufnimmt.
Bevorzugt werden Informationen aufgenommen, die ...
... lebenswichtig
... emotional wichtig
... neu
sind.
2
Der Informationsselektionsprozess geschieht überwiegend unbewusst.
Daraus folgen zwei Schlüsse:
Wir müssen uns den Informationsselektionsprozess bewusst machen und wir müssen die Informationsaufnahme so steuern, dass Informationen, die wir aufnehmen möchten, eine oder alle der drei Kriterien erfüllen.
Wie stellen wir das an?
Im Komm In Deine Kraft - jetzt! Training verwenden wir dafür eine aktive
Zielvisualisierung:
Wir schreiben die Ziele auf,
wir lesen uns die Ziele morgens und abends durch,
wir laden sie emotional auf, indem wir im Detail visualisieren, wie es aussehen wird,
wenn wir die einzelnen Ziele erreicht haben, wie unser Leben dann aussehen wird,
wie wir uns fühlen werden.
Damit haben wir den ersten wichtigen Schritt getan, um unser Gehirn darauf vorzubereiten Informationen aufzunehmen, die für die Zielerreichung wichtig sind.
Fürs erfolgreiche Lernen sind außerdem folgende Strategien hilfreich:
- kontinuierlich lernen 3
- das Gelernte verstehen
- es regelmäßig wiederholen
- es auf unterschiedliche Probleme anwenden 4
- es gegen andere uns bekannte Konzepte und Herangehensweisen austauschen und mit ihnen vergleichen
- Metaphern sind hilfreich, insbesondere wenn man wirklich in sie "eintaucht" und sie erlebt (mehr zum Storytelling als Lernstrategie hier)
- Anwendung in selbst gestellten Aufgaben statt wiederholtes Durchlesen
- Lernumgebungen variieren
- regelmäßige Pausen. Man kann sich nur etwa 50 min am Stück konzentrieren, danach braucht das Gehirn eine Pause. Wissenschaftler vom Duke University Medical Center haben nachgewiesen, dass sich während völliger Stille neue Zellen im Hippocampus bilden, einer Hirnregion, die fürs Lernen wichtig ist.5
- genug Schlaf. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Schlaf essentiell für Lernfortschritt ist und gelernte Informationen sich im Schlaf verfestigen. 6
- Innerhalb von 3-4 Tagen maximal 6 Mal wiederholen oder 3 Mal korrekt wiedergeben können.
- Für Langzeitgedächtnis: In großen Zeitintervallen wiederholen (Monate oder Jahre) 7
Und was außer der Versuchung der neuen Staffel von Game of Thrones hält uns von erfolgreichem Lernen ab?
- Multitasking. Multitasking ist aus neurobiologischer Sicht nicht wirklich möglich. Was wir als Multitasking bezeichnen sind nicht Prozesse, die parallel ablaufen, sondern unser Gehirn, das zwischen zwei oder mehr Aufgaben hin- und her springt, was den Flow beider Tätigkeiten immer wieder unterbricht. Es ist also viel effektiver sich erst komplett auf die eine Aufgabe zu konzentrieren und dann im Anschluss die andere zu machen. Dazu zählen auch scheinbare Kleinigkeiten, wie eine SMS zu lesen oder zu verschicken. 8
- Ablenkungen. Musik, TV, Benachrichtigungen, die aufpoppen, Leute, die ins Zimmer kommen, ...
- wiederholtes Lesen von Texten statt das Wissen anzuwenden
- unreflektiertes Markieren von Texten
- sich vor dem Anspruchsvollen zu drücken und stattdessen auf das Einfache konzentrieren
- eine gestresste, wütende oder ängstliche Stimmung. Diese Emotionen blockieren Lernen im Gehirn. Es kann also sinnvoll sein, sich die Zeit zu nehmen, um erstmal zur Ruhe zu kommen, sei es durch Meditation, Musik oder einen Spaziergang, bevor man sich an die Lernaufgaben setzt. 9
1 Kandel, E. R. (Hrsg.). (1996): Neurowissenschaften: Eine Einführung. Spektrum Akad. Verlag. S. 10, 377, 483, 612
2 Lochs, H. (2003): Hungerstoffwechsel
3 Rohrer, D., & Pashler, H. (2007): Increasing retention without increasing study time. Current Directions in Psychological Science, 16(4), 183-186
4 Taylor, K., & Rohrer, D. (2010): The effects of interleaved practice. Applied Cognitive Psychology, 24(6), 837-848
5 Rettig, D., Freitag, L., Schmidt, K.: Wie Sie auch im digitalen Zeitalter in Ruhe arbeiten, 10.April 2017, https://www.wiwo.de/erfolg/beruf/konzentration-das-gehirn-braucht-auszeiten/19620932-3.html, abgerufen am 7.5.2019
6 Djonlagic, I., Rosenfeld, A. et al. (2009). Sleep enhances category learning. Learning & memory, 16(12), 751-755.; Durrant, S. J., Cairney, S. A., & Lewis, P. A. (2012). Overnight consolidation aids the transfer of statistical knowledge from the medial temporal lobe to the striatum. Cerebral Cortex, 23(10), 2467-2478
7 Rawson, K. A., & Dunlosky, J. (2011): Optimizing schedules of retrieval practice for durable and efficient learning: How much is enough?. Journal of Experimental Psychology: General, 140(3), 283
8 American Psychological Association, 20. März 2006, https://www.apa.org/research/action/multitask, abgerufen am 28.4.2019
9Ramsburg, J. T., & Youmans, R. J. (2014). Meditation in the higher-education classroom: Meditation training improves student knowledge retention during lectures. Mindfulness, 5(4), 431-441; Berman, M.G., Jonides, J., Kaplan, S.: The cognitive benefits of interacting with nature, 19.12. 2008, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19121124, abgerufen am 7.5.2019